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Vorbereitung für die Kita

Was bedeutet es für Ihr Kind, bei einer Fremdbetreuung zu sein? Wenn Sie wieder Arbeiten, wird Ihr Kind viele Stunden woanders betreut werden müssen. Hebamme und Familienbegleiterin Anja Constance Gaca informiert, was es dabei zu beachten gibt und gibt wertvolle Tipps für die Vorbereitung auf die Kita. Gastbeitrag von Anja Constance Gaca

Neue Bezugspersonen bei einer Fremdbetreuung

Manche Familien können auf das private Netzwerk zurückgreifen und so kann das Kind bei Oma oder Opa Zeit verbringen. Dies ist oft ein guter Übergang, weil dies vielleicht schon vorher Bezugspersonen für Ihr Kind waren. Vielleicht haben Sie sich auch für eine Betreuung bei einer Tagesstätte, einer Tagesmutter oder einer Krippe entschieden. In beiden Fällen bedeutet es, dass Ihr Kind, aber auch Sie, zunächst eine Bindung zu diesen neuen Bezugspersonen aufbauen müssen. Gehen Sie im Vorfeld mehrmals mit dem Kind dorthin und bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie die Personen mit Ihrem Kind umgehen und wie es dort ist. Es sollte Ihnen möglich sein, Ihr Kind vertrauensvoll dort zurückzulassen. Hören Sie also unbedingt auf Ihr Bauchgefühl

Auswahl der Fremdbetreuung

Die Betreuungssituation für kleine Kinder ist je nach Ort nicht ganz einfach. Während man bei der räumlichen Ausstattung oder auch beim fehlenden Garten noch Kompromisse eingehen kann, ist das in Bezug auf die Wahlmöglichkeiten und Verhältnisse nicht immer möglich. Es gibt zu wenige Plätze für zu viele Kinder. Und auch der Betreuungsschlüssel selbst – also wie viele Kinder von einer Person betreut werden – entspricht oft nicht den eigentlichen Bedürfnissen solch kleiner Kinder. Eltern sehen sich daher oft im Zugzwang, auch einen Platz anzunehmen, der ihnen vielleicht nicht in allen Punkten behagt. Gerade für ganz kleine Kinder sind die Tagesmutter oder die Erzieherin die wichtigen Ankerpunkte im Kitaalltag. Die anderen Kinder sind vielleicht spannend. Aber am wichtigsten ist, dass Sie mit genug Zeit eine Bindung zu einer festen Bezugsperson aufbauen können, die vor allem auch in Stresssituationen für Sie da ist. Lernen Sie die Betreuer gut kennen.

Das Eingewöhnungstempo bestimmt das Kind

Die Eingewöhnung sollte sich an keinem Zeitplan orientieren, sondern am Tempo des jeweiligen Kindes.

Hier erhalten Sie wertvolle Tipps zur Eingewöhnung:

  • Beginnen Sie frühzeitig mit der Eingewöhnung an die Kita, um sich und dem Kind Zeit an diese Veränderung zu geben
  • Gehen Sie mit dem Kind in die Kita und lassen Sie es noch nicht gleich allein dort
  • Kurze Trennungen finden erst statt, wenn das Kind zur Erzieherin oder Tagesmutter eine Bindung aufgebaut hat
  • Sie können die Trennungszeiten ausdehnen und erstmals nur für ganz kurze Zeit weg bleiben
  • Dieser langsame, aber den Bedürfnissen eines Kindes entsprechende Prozess kann durchaus einige Wochen dauern.

Der Kitaalltag ist für ein Kind eine große Veränderung. Manche Kinder sind mit diesen Veränderungen einfach überfordert und kommen trotz langer Eingewöhnungszeit nicht richtig an. Vielleicht ist dann doch eine andere Betreuungsoption möglich. Die Betreuung bei einer Tagesmutter umfasst in der Regel weniger Kinder. Oder vielleicht ist auch ein Co-Working-Space eine Option. Dort können Eltern arbeiten, während in den Räumen nebenan die Kinder betreut werden. So können aber Eltern und Kind jederzeit zueinander und zum Beispiel auch Mahlzeiten wie das Mittagessen zusammen einnehmen. Natürlich sind solche Optionen nicht für alle Berufe möglich, aber erkunden Sie sich auch, welche Wege und Möglichkeiten andere Eltern nutzen oder der Arbeitgeber anbieten kann.

Bleiben Sie mit dem Baby im Hier und Jetzt, auch wenn Sie nun im Voraus planen müssen. Es ist gut, sich genügend Zeit zu lassen für die Eingewöhnung an die Fremdbetreuung. Aber vieles, worüber Sie sich gerade Gedanken machen, wird vielleicht in drei Monaten gar kein Thema mehr sein. Dennoch ist eine gute Planung wichtig und notwendig

Anja Constance Gaca

Bindung ist die Grundlage

Es gibt kein richtig und kein falsch, sondern immer wieder nur ganz individuelle Situationen, die Sie als Familie bestmöglich gestalten müssen. Was Sie aber auf keinen Fall jetzt tun müssen, um Ihr Kind auf die Kitazeit vorzubereiten, sind Ess- oder Schlafverhalten zu „optimieren“. Ihr Kind muss weder abgestillt sein noch durchschlafen, damit es von anderen Menschen mit betreut werden kann. Die enge Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Kind ist die beste Grundlage, dass es sich auch früher oder später auf neue Situationen und Bezugspersonen einlassen kann.

Keine frühe Trennungsfähigkeit „erziehen“

Es geht also nicht darum, dass Sie Ihr Kind zur frühen Trennungsfähigkeit „erziehen“. Es muss vielmehr genug Vertrauen entwickeln, so dass es sich für eine bestimmte Zeit auch ohne seine Hauptbindungsperson geborgen fühlt. Und es muss erfahren, dass Sie immer verlässlich wiederkommen. Deshalb sollte der Abschied immer bewusst gestaltet werden und kein „heimliches Rausschleichen“ sein. Besprechen Sie diese Punkte vorab mit dem Kind.

Neben allen berechtigten Sorgen, die Sie vielleicht diesbezüglich haben, denken Sie auch an das, worauf Sie sich freuen. Vielleicht besuchen Sie vorab gemeinsam mit Ihrem Baby einmal Ihre alten Kollegen. Oder Sie schaffen sich ein aktuelles Fachbuch passend zu Ihrem Tätigkeitsbereich an. Manchmal bewirkt die Geburt eines Kindes auch, dass wir unsere Prioritäten neu überdenken. Vielleicht merken Sie also auch, dass eine berufliche Umorientierung auf längere Sicht für Sie der richtige Weg ist. Was immer Sie beschäftigt, geben Sie diesen Gedanken Raum und Beachtung. Denn als Eltern ist es wichtig, auch weiterhin darauf zu achten, womit es uns gut geht. Dann geht es auch unseren Kindern gut.

Author

Anja Constance Gaca

Freiberufliche Hebamme

Sie ist Mutter von vier Kindern und schreibt als Autorin und Bloggerin gemeinsam mit ihrem Mann auf von guten Eltern. Anja ist spezialisiert auf die Themen Wochenbett, Beikosteinführung und gibt Tipps für eine glückliche Paarbeziehung als Eltern.