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Die unterschiedlichen Temperamente – Kinder besser verstehen

In der Waldorfpädagogik finden die Theorien über die unterschiedlichen Temperamente Anwendung: Im Alltag bringen wir die unterschiedlichen Temperamete von Sanguiniker, Choleriker bis zu Phlegmatiker oder Melancholiker allerdings nicht mit Kindern in Verbindung. Die Lehre über die verschiedenen Temperamente kann jedoch dabei helfen, das eigene Kind besser zu verstehen und zu fördern.

Jedes Kind ist anders

Manche Kinder sind vorwitzig, experimentierfreudig, extrovertiert und wild, andere dagegen eher schüchtern, ruhig oder zart. Bereits im Kleinkindalter kommen die unterschiedlichen Charakterzüge der Kinder zum Vorschein. Wir besitzen alle vier Grundzüge dieser Temperamente, doch sie fallen unterschiedlich stark ausgeprägt aus. So ist es auch kein Wunder, dass selbst Geschwisterkinder ganz unterschiedlich sind. Dank der Lehre der verschiedenen Temperamente können wir dies besser einordnen und so auch individuell auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Oft sind es zwei Temperamente, die besonders stark ausgeprägt sind. Wenn Sie diese kennen, können Sie Ihrem Kind den Rahmen geben, den es für seine Entwicklung braucht, es dabei fördern und unterstützen.

Deswegen ist die Lehre über die unterschiedlichen Temperamente in der Waldorfpädagogik interessant.

Das cholerische Temperament

Das cholerische Temperament zeigt sich in einem willensstarken, energetischen Kind, das mutig, unerschrocken und selbstbewusst seinen Weg geht. Kinder mit hohem cholerischem Anteil sind anspruchsvoll und leicht erregbar. Ihren Unmut bringen sie vehement zum Ausdruck, wobei sie auch körperlich aktiv werden. Sie benötigen deswegen ruhige, beherrschte Reaktionen von ihren Bezugspersonen, um wieder zur Ruhe zu kommen. Schon als Babys brauchen sie einen geschützten Rahmen zur Entspannung und andererseits ausreichend Anregung und Herausforderung, um in ihrer energievollen und oft rasanten Entwicklung voranschreiten zu können.

Das sanguinische Temperament

Kinder mit sanguinischem Temperament sind sehr unbeschwert und stecken uns mit ihrer Fröhlichkeit und Kontaktfreude an. Sie bewegen sich neugierig durchs Leben, sie zeigen vielerlei Interesse und freuen sich über neue Aktivitäten. Als Gegenpol brauchen sie jedoch auch viel Ruhe und Schlaf. Denn diese Kinder merken oft nicht, dass sie sich selbst überreizen. Daher tut ihnen eine ruhige Umgebung gut, besonders um abends die vielen Eindrücke des spannenden Tages zu verarbeiten.

Das phlegmatische Temperament

Jene Sonntagskinder, die sehr freundlich, geduldig und anpassungsfähig sind, haben mit großer Wahrscheinlichkeit ein besonders ausgeprägtes phlegmatisches Temperament. Sie sind leicht zufrieden und zeigen eine besondere Art der Ruhe, die sich auch in einer gemütlicheren beziehungsweise langsameren Entwicklungsgeschwindigkeit zeigt. Daher muss die langsamere Entwicklung des Kindes nicht beunruhigen, es wird alles in seinem eigenen Tempo machen. Für die Beziehungsgestaltung ist es günstig, Verständnis entgegenzubringen und das Kind gleichzeitig sanft zum Spiel und zur Interaktion anzuregen, da es auch sehr in sich versunken sein kann.

Das melancholische Temperament

Ein besonders melancholisches Temperament zeigen jene sensiblen Kinder, die weniger kontaktfreudig sind. Ihre Schüchternheit kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie ungern zu anderen auf den Arm wollen. Kinder mit einem melancholischen Temperament verarbeiten Erlebnisse gründlich und es kommt vor, dass sie lange nachwirken und erst später zu starken Reaktionen wie einem langen Weinen führen. Sie benötigen deswegen eine sensible, verstehende und gleichzeitig humorvolle Umgebung, um sich angenommen zu fühlen.